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„Wir fühlen uns im Stich gelassen“

Wohlfahrtsverbände fordern vom Land mehr Unterstützung für Offenen Ganztag

 

Kreis Soest (drh). Die Träger der Offenen Ganztagsgrundschulen im Kreis Soest schlagen Alarm. Acht Wochen nach dem Start des neuen Schuljahrs hat die Belastung der Mitarbeitenden einen kritischen Umfang erreicht - und Besserung ist nicht in Sicht. "Unsere OGGS-Mitarbeiter sind am Limit", berichtet Burgis Korte, Fachbereichsleitung Leben und Lernen beim Caritasverband für den Kreis Soest. "Die umfangreichen Corona-Schutzmaßnahmen erschweren die tägliche Arbeit erheblich und sind für alle Beteiligten eine außergewöhnlich hohe Belastung."

Gleiches berichten die anderen Träger Offener Ganztagsangebote im Kreis Soest, die Diakonie und der Paritätische Wohlfahrtsverband. Die Arbeitsgemeinschaft Freie Wohlfahrtspflege im Kreis Soest plädiert deshalb eindringlich dafür, schnell und unkompliziert für den erhöhten Aufwand die benötigten Mittel zur Verfügung zu stellen.

Gute OGGS geht auch in Corona-Zeiten. Davon sind die heimischen Träger überzeugt. "Aber die Betreuung der Kinder wird aufwendiger und teurer", bestätigt auch Susanne von Dolenga, Fachbereichsleitung Bildung und Erziehung bei der Diakonie Ruhr-Hellweg. "Ohne Entlastung durch zusätzliches Personal ist es kaum möglich, die Aufgaben der OGGS-Betreuung vollumfänglich für Kinder und Eltern aufrecht zu erhalten." Die Liste, was konkret für mehr Aufwand sorgt, ist lang. Nur ein paar Beispiele: Viele Kinder sind sehr unruhig und verunsichert, die erhöhte Fürsorge bindet Personal. Das Umsetzen der Hygieneregeln, besonders während der Mittagsmahlzeiten, erfordert einen hohen Organisations- und Zeitaufwand. Mitarbeitende mit Erkältungssymptomen müssen umgehend für 24 Stunden der Arbeit fernbleiben - bei weiteren Symptomen auch länger.

Dazu kommt ein weiteres Problem, das im Lockdown des Frühjahrs begründet liegt: Allen aktuellen Erstklässlern fehlen vier Monate Kindergartenzeit, die üblicherweise zur Vorbereitung auf die Schulzeit genutzt werden. Viele dieser Kinder sind daher auf Schule und OGGS nicht ausreichend vorbereitet und ungewöhnlich unsicher im täglichen Ablauf einer OGGS, was wiederum einen deutlich erhöhten Betreuungsbedarf erfordert.

Es ist unbestritten, dass die OGGS-Angebote eine wichtige Hilfe für viele Eltern sind, Familie und Beruf miteinander zu vereinbaren. Zwar gibt es auch einige wenige Eltern, die aus Sorge vor Infektionen ihre Kinder zurzeit möglichst wenig an Ganztagsangeboten teilhaben lassen, aber die allermeisten Eltern sind angewiesen auf eine verlässliche und kindgerechte Betreuung bis 16 Uhr. Dazu Burgis Korte: "Wir spüren die Not der Eltern. Als Träger der Offenen Ganztage übernehmen wir die Verantwortung, auch in dieser krisenhaften Zeit, allen Eltern während ihrer Berufstätigkeit verlässlich eine vollumfängliche Betreuung ihrer Kinder zu garantieren. Doch ohne zusätzliche finanzielle Hilfen des Landes wird das nicht mehr lange möglich sein. Die offenen Ganztage brauchen unbedingt Unterstützung. "

Die klare Ansage der Arbeitsgemeinschaft Freie Wohlfahrtspflege im Kreis Soest lautet: Wir stoßen coronabedingt schon jetzt an Grenzen. Um den Betrieb des Offenen Ganztags in dieser schwierigen Zeit zuverlässig aufrecht erhalten zu können, benötigen die OGGS zusätzliche Mittel für weitere Mitarbeiter/innen, die besonders bei der Umsetzung der Hygienevorschriften in der Mittagversorgung unterstützen.

Übrigens: Kitas haben prinzipiell die gleichen Probleme, aber ihnen gewährt das Land NRW zusätzliche finanzielle Unterstützung für die Anstellung von zusätzlichen Hilfskräften. Zuschussberechtigte Kitas erhalten für die Monate August bis Dezember bis zu 10.500 Euro extra für zusätzliches Personal sowie Ausgaben für Arbeitsschutz- und Hygieneausrüstung. Mit solchen Summen wäre auch den Offenen Ganztagsgrundschulen sehr geholfen. Aber bislang wiegelt das Schulministerium in Düsseldorf ab und will sich an zusätzlichen Kosten nicht beteiligen. Das ärgert die AG Freie Wohlfahrtspflege im Kreis Soest gewaltig. "Wir OGGS-Träger fühlen uns im Stich gelassen. Schulen erhalten in Coronazeiten besondere finanzielle Unterstützung, und auch für Kitas ist zusätzliches Geld da. Aber die Offenen Ganztage sollen sehen, wie sie klarkommen", sagt Susanne von Dolenga. Dabei sollte durchaus Geld vorhanden sein. Denn erhebliche finanzielle Mittel des Landes für eine Sommerferienbetreuung wurden nicht ausgeschöpft. In den Offenen Ganztagen werden sie jetzt dringend benötigt.

Quelle: AG Freie Wohlfahrtspflege im Kreis Soest

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