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Ängste, Einsamkeit, Existenznot

Corona macht den Menschen zu schaffen – Jahresrückblick der Diakonie-Beratungsstelle

 

Kreis Soest (drh) - Der Beratungs- und Unterstützungsbedarf von Einzelnen, Paaren und Familien im Kreis Soest ist hoch. Die Pandemie hat die psychischen Belastungen deutlich verstärkt, und viele Menschen haben Zukunftssorgen. Das zeigt die Auswertung der Beratungsstelle für Familien- und Lebensfragen für das Corona-Jahr 2020. Zur Beratungsstelle in Soest gehören die Paar- und Lebensberatung (PuL), die Schwangeren- und Schwangerschaftskonfliktberatung (SKB) und das Angebot "Sommerland" für trauernde Kinder, Jugendliche und deren Familien.

Die Mitarbeitenden der Paar- und Lebensberatung führten im vergangenen Jahr 1064 Beratungsgespräche, die sich in Einzel-, Paar- und Familienberatungen aufteilen. Im Vorjahr waren es insgesamt 1037 Gespräche. "Trotz des anfänglichen besorgten Rückzugs vieler Menschen beobachteten wir zu keiner Zeit einen Rückgang der Anfragen", so Leiter Dirk Grajaszek. Häufige Themen waren Ängste, Existenzsorgen, Einsamkeit, Isolation oder Überforderung. Besonders betroffen waren Alleinlebende und Familien. "Vor allem im zweiten Halbjahr machten sich die psychischen und sozialen Folgen der Pandemie bemerkbar", erläutert Dirk Grajaszek. "Viele Ratsuchende beschrieben uns eine Stress-Zunahme - wobei sich dieser Stress noch einmal verschärfte durch die Angst, krank zu werden oder Angehörige anzustecken."

Ein ähnliches Bild in der Schwangeren- und Schwangerschaftskonfliktberatung (SKB) in Soest. 501 Gespräche wurden 2020 geführt. "Die psychosoziale Situation vieler Alleinerziehender, Schwangerer und deren Familien war sehr schwierig", sagt Leiterin Annette Drebusch. "Ausgefallene Betreuungsmöglichkeiten führten bei Eltern zu Stress und Überbelastung. Paarkonflikte und seelische Nöte wurden sichtbarer", nennt sie zwei Beispiele. Auch die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie bekamen die Ratsuchenden zu spüren: "Viele Frauen berichteten von existenziellen Sorgen, zum Beispiel weil sie oder ihr Partner die Arbeit oder den Job verloren hatten. Mietschulden und Wohnungsverlust waren die Folge." Die Not der Frauen sei dann häufig auch ein Grund gewesen, sich gegen eine Schwangerschaft zu entscheiden, so Drebusch. "Unsere Beratungen dazu sind in Soest 2020 deutlich gestiegen!"

"Sommerland", Trauergruppen für Kinder und Jugendliche, blickt ebenfalls zurück. "Es war ein sehr bewegtes Jahr", sagt Leiter Dirk Grajaszek. 42 Familien mit insgesamt 52 Kindern und Jugendlichen im Alter von fünf bis 21 Jahren wurden begleitet und zu einer aktiven Auseinandersetzung mit ihrer Trauer ermutigt. Das geschah in Einzel- und Familienberatungen sowie in Gruppentreffen, die pandemiebedingt leider nicht immer in der gewohnten Form möglich waren. "Dabei ist dieser Austausch für die Betroffenen ein wichtiger Schritt, um wieder Halt und Sicherheit im Alltag zu bekommen."

Die Corona-Lage hat die Arbeitsweise aller drei Beratungsangebote beeinflusst. Video- und Telefongespräche wurden immer wichtiger. Präsenz-Termine konnten nur unter Einhaltung besonderer Schutz- und Hygienemaßnahmen stattfinden. Gruppentreffen, Prävention für Kinder und Jugendliche oder das Müttercafé in Soest konnten leider nicht wie gewohnt stattfinden. "Dennoch ist es unseren Beraterinnen und Beratern gelungen, mit großem Einsatz und viel Engagement für die Menschen da zu sein", sagen Dirk Grajaszek und Annette Drebusch.

Infokasten: Die Beratungsstelle für Familien- und Lebensfragen ist weiterhin zu erreichen: telefonisch, per E-Mail und persönlich - natürlich unter Einhaltung aller Schutz- und Hygienemaßnahmen. Ratsuchende werden gebeten, sich zuerst telefonisch unter 02921 3620-140 oder -152 zu melden oder per E-Mail an efl-soest@diakonie-ruhr-hellweg.de, skb-soest@diakonie-ruhr-hellweg.de oder dgrajaszek@diakonie-ruhr-hellweg.de. Auch der Anrufbeantworter kann genutzt werden. Die Mitarbeitenden rufen so schnell wie möglich zurück und klären die Möglichkeiten einer verantwortungsvollen Beratung.

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