Wie kommen wir entspannt in den Urlaub?

Entspannt in den Urlaub! Tipps von Britta Koßmann, Leiterin der Familienberatungsstellen der Diakonie Ruhr-Hellweg. Foto (drh)
Kirchenkreise Soest-Arnsberg, Hamm, Unna (drh) - Endlich sind die Sommerferien da! Die heißersehnten Urlaubswochen in den Sommerferien. Seit Wochen freut man sich auf Sonne, auf Urlaub, auf viel Zeit mit der Familie, mit Freunden oder dem Partner. Die Realität? Sieht leider oft anders aus. Vor oder während des Urlaubs gibt es Stress, schlechte Stimmung, der Haussegen hängt schief.
Warum ist das eigentlich bei vielen von uns so? Wie kommt man aus der Stressfalle raus? Und was können wir tun, damit es gar nicht erst so weit kommt? Darüber sprechen wir zum Start der Ferien mit Britta Koßmann, Leiterin der Familienberatungsstellen der Diakonie Ruhr-Hellweg.
Frau Koßmann, warum knallt es gerade zu Beginn der Ferien so oft?
Britta Koßmann: „Was viele vergessen: Man nimmt den Alltag mit in den Urlaub. Und der ist nun einmal oft stressig. Deswegen ist es utopisch, dass von jetzt auf gleich alles Friede-Freude-Eierkuchen ist, nur weil man im Urlaub ist. Dazu kommt, dass viele von uns eine zu hohe Erwartungshaltung an den Urlaub haben. Man spart für den Urlaub, es kostet viel, und dann soll es auch perfekt werden. So ist es aber oft nicht. Die Kinder sind maulig, das Wetter schlecht, wir stehen ewig im Stau, die Alltagsthemen sind nicht weg, nur weil da Strand und Meer sind. Es hilft wirklich sehr, sich im Vorfeld bewusst Druck herauszunehmen. Mein Tipp: Auch wenn es ungewohnt ist - hängt die Latte tiefer. Vorfreude auf jeden Fall. Aber mit einer Portion Realismus.“
Im Urlaub ist man ja plötzlich auch 24/7 zusammen. Wie geht man damit möglichst gut um?
Britta Koßmann: „Ich erlebe immer wieder, dass Familien oder Paare im Alltag oft konkrete Absprachen haben, wer sich um was kümmert. Das verwischt im Urlaub aber plötzlich, ein ganz klassisches Streitthema. Man kann sich vor dem Urlaub aber darauf vorbereiten. Man sollte klar besprechen, wer im Urlaub welche Aufgaben wie zum Beispiel Kinderbetreuung oder Kochen übernimmt. Miteinander reden ist das Zauberwort. Schon vor dem Urlaub kann man klar sagen: Jeden zweiten Tag möchte ich mal ausschlafen. Wenn man vorher drüber redet, wer welche Erwartungen hat, ist dieses Thema im Urlaub schon mal umschifft.“
Im Urlaub prallen ja auch viele verschiedene Vorstellungen aufeinander. Der eine will am Strand liegen, der andere Kultur, die Kinder wollen Action. Wie kann man das lösen?
Britta Koßmann: „Da finde ich Wunschlisten toll und sinnvoll! Im Vorfeld des Urlaubs können sich alle - Eltern und Kinder – in Ruhe zusammensetzen. Jeder darf zwei, drei Wünsche äußern, was man gerne im Urlaub erleben möchte. So kommt jeder zum Zug und alle lernen auch gleichzeitig, Rücksicht zu nehmen und sich anzupassen. Gerade mit Kindern sollte man sich auch immer einen Plan B überlegen, zum Beispiel für Regentage. Wer da schon im Vorfeld Alternativen wie Schwimmbad oder Museum gefunden hat, ist im Urlaub weniger gestresst.“
Jetzt starten die Sommerferien und viele Familien fliegen oder fahren sofort in den Urlaub. Vom Büro und der Schule geht es direkt ins gepackte Auto. Sie sagen: keine gute Idee. Warum?
Britta Koßmann: „Ich habe die Erfahrung gemacht, dass das leider oft Streit auslöst, weil alle noch total gestresst und hochtourig sind. Da klingelt noch das Diensthandy oder in der Eile des Aufbruchs ist nicht klar, ob der Herd wirklich aus ist, und man muss hektisch umdrehen. Wer kann, sollte sich vor und bestenfalls auch nach dem Urlaub zwei, drei Tage Zeit zu Hause gönnen, um runterzufahren und alles noch einmal zu besprechen. Eine gute Planung und Absprache der Zuständigkeiten sind das A und O für einen entspannten Urlaub.“
Frau Koßmann, vielen Dank für das Gespräch und einen entspannten Urlaub